Erfahrungsbericht über den E-Rollstuhl SKS Swiss Viva Grand.

Aufgrund meiner neurodegenerativen Erkrankung, die mich immer weiter einschränken wird, musste ich rechtzeitig ein Mobilitätsgerät suchen, das auch meinen persönlichen Bedürfnissen und zukünftigen Handikaps entspricht.

Der Rolli wurde im September 2013 geliefert. Er hat sehr viele Funktionen, deren Wirksamkeit ich am Anfang nicht erkannt habe. Seit Oktober 2013 benutze ich ihn für Outdoorfahrten. Ich bin damit mit Bus und Bahn immer erfolgreich unterwegs. Seit einer Woche muss ich ihn auch Indoor benutzen.

Die Auswahl dieses Rollstuhles war sehr komplex.Das ich jetzt das für mich optimale Gerät habe, verdanke ich der sehr guten und fundierten Beratung des Sanitätshauses und deren Mitarbeitern und natürlich meiner eigenen Recherche.

 

Zur Verarbeitung:

•  solide Schraubenverbindung, die auch durch eine Schraubensicherung (Loctite) sehr fachmännisch ausgeführt sind und somit sich nicht durch Erschütterungen lösen können

•  für Wartungszwecke lässt sich der Rollstuhl per Liftfunktion nach oben fahren, sodass man an alle elektrischen Elemente und die Batterien problemlos herankommt.

 

Fahrwerk:

•  Das Fahrwerk ist technisch sehr gut aufgebaut.

•  Der Hinterradantrieb ist für jemanden, der aus der Technik kommt, nicht wirklich ein Problem. Nicht so technikaffine Menschen sollten üben, üben und üben.

•  Nur die Reifen (Vollgummi, zwecks problemlosen Fahrens ohne Risiko eines "Platten") hatten „schon“ nach 2.500 km kein Profil mehr und mussten ausgetauscht werden. Hier sieht man  deutlich, dass ich sehr viel draußen unterwegs bin. Also alles gut, her mit in den neuen Reifen und weiterfahren

•  Die Federungen vorne wie hinten lassen sich einstellen, dürfen allerdings nicht zu weich eingestellt sein, weil man sonst keinen sauberen Kontakt zum Untergrund hat. Hier kommt natürlich mal wieder der Motorradfahrer und Techniker zum Vorschein.

 

Steuerung:

•  Die Steuerung ist sehr umfangreich mit vielen Ansteuerungsmöglichkeiten . Das Display ist sicherlich im vollen Sonnenschein nicht zu sehen, aber das stellt beim Fahren kein wirkliches Problem da, schließlich sind wir ja bei Sonne gerne unterwegs und so viel verstellt man beim Fahren nicht.

•  Besonders schön ist natürlich die Möglichkeit, die beiden Vorderräder über einen Bolzen zu fixieren und somit auch in kniffligen Situationen wie Sand oder Schotter sicher weiterzufahren, weil keins der sonst einzelnen Vorderräder sich Verdrehen kann.

•  Was bei dieser sehr komplexen Steuerung meiner Meinung nach fehlt, ist mindestens ein Kilometerzähler, so dass man weiß, bei welchem Kilometerstand sich der Ladezustand der Akkus von Grün auf Gelb und dann später von Gelb auf Rot  verändert. Habe mich damit beholfen, dass ich mir von Garmin einen Fahrrad-Computer zugelegt habe, der jetzt alle Strecken, die ich fahre, aufzeichnet und mir somit nach der Übernahme der Daten auf dem PC viele Informationen wie Kilometer, Höchstgeschwindigkeit, Steigerung usw. usw. zur Verfügung stellt. Somit war auch sehr schnell zu sehen, dass Anfang Mai meine standardmäßigen Batterien ihren Geist aufgeben werden. Bekam aber sehr schnell Ersatz, der jetzt Reichweiten bis zu 30 km auch bei nicht optimalem Untergrund sichert.

 

Funktionen:

Dank der Kantelung des Sitzes hat man sehr viele Möglichkeiten:

•  Man kommt unter fast jedem Tisch, besonders auch deswegen, weill sich die Armlehnen problemlos bei Kontakt beispielsweise mit einer Tischkante nach hinten verschieben lassen

•  Man kann sich in Liegeposition bringen, was auch besonders durch die zusätzliche elektrische Verstellung des Rückenteil sehr angenehm ist

•  Die Beine, die durch das ständige Sitzen irgendwann Ärger machen werden, weil das Wasser nicht zurückfließen kann, können ganz entspannt so positioniert werden, dass man beim Liegen die Füße in einer Ebene mit dem Körper hat. Somit kann man verhindern, dass die Beine anschwellen.

•  Auch das parallele Verschieben der Steuerung lässt sich leicht mit einer Hand machen und ermöglicht auch noch das Unterfahren von Tischen, ohne das die Steuerung etwas abbekommt.

 

SKS-Viva-Grand  SKS-Viva-Grand

 

Handling:

Da ich natürlich technisch interessiert bin, habe ich gleich versucht, durch learning by doing die Möglichkeiten und Funktionen dieses Gerätes zu erfassen und zu nutzen.

•  Im Outdoor Bereich habe ich sehr schnell ausprobiert, welche Hindernisse ich schaffe. Natürlich sind Hindernisse wie Kantstein und unebene Fußwege und natürlich Kopfsteinpflaster gewöhnungsbedürftig. Diese Situationen hatten am Anfang ihren Schrecken. Aber wie mit jedem Fahrzeug, das ich mal fahren durfte, geht es halt nur mit Übung. Zusammen mit einem Freund haben wir ausprobiert, ab wann es gefährlich wird, einen Kantstein hochzufahren. Hindernisse bis zu 10 cm sind möglich. Das Runterfahren stellt natürlich ein anderes Problem dar, so dass man dort rückwärts runterfährt oder lieber zurück zu einem abgesenkten Kantstein, um dort runter zu fahren.

•  Das Einfahren in öffentliche Verkehrsmittel sorgt erstmal bei allen Beteiligten für Verwirrung. Sicherlich können nicht alle Verkehrsmittel darauf ausgelegt sein, einen E-Rolli mitzunehmen. Aber es ist trotzdem erstaunlich, wo man überall hinkommen kann. Selbst U-Bahnen in Hamburg sind zum Teil ohne Probleme zu benutzen. Man muss natürlich planen, um zu sehen, welchen Ausstattungsgrad der entsprechende Zielbahnhof hat. Habe mittlerweile vielen Mitarbeitern der Bahn oder der Busbetriebe gezeigt, dass ich mit diesem Gerät überall rein komme. Somit ist meine Freiheit gewährleistet, solange ich noch alleine fahren kann.

 

SKS-Viva-Grand  SKS-Viva-Grand

SKS-Viva-Grand  SKS-Viva-Grand

 

•  Auch auf Waldwegen, die nicht nass oder zu uneben sein dürfen, lässt sich dieses Fahrzeug mit Bedacht fahren. Auch lose Sandflächen sind dank der Fixierung der Vorderräder und dem Wissen, in einer kleinen Fahrstufe mehr Traktion zu haben, zu bewältigen, wenn man die Ruhe bewahrt.

 

SKS-Viva-Grand

 

•  Auch das Ein- und Ausfahren an Fahrstühlen, die meisten keine zweiten Ausgänge haben, ist durch die Fixierung der Vorderräder ganz einfach. Gerade vor die Fahrstuhl-Tür stellen, Vorderräder verriegeln und dann langsam reinfahren. In der nächsten Etage, zur Verblüffung aller, ohne wirklich nach hinten schauen zu müssen, sauber rausgefahren.

•  Die Lift-Funktion ist natürlich eine sehr spaßige, aber auch soziale Funktion. Man kann sich am Tresen hochfahren und schaut somit den anderen Menschen immer ins Auge. Keiner muss mit mir reden und dabei ein steifen Nacken bekommen, sondern durch das Hochfahren sehen wir uns direkt ins Gesicht und bei Events kann man ich soweit hochfahren, dass man sehr gut die Bühne sehen kann.

 

SKS-Viva-Grand

 

Fazit:

Bevor man sich so ein Gerät  zulegt, muss man sich selber sehr intensiv informieren und auch noch auf einen versierten Sanitätstechniker stoßen, der weiß, welche Einschränkungen auf den Nutzer zukommen werden. Je nach Erkrankung benötigt man andere Funktionen, über die man in Ruhe sprechen sollte. Ich persönlich bin mit dem Gerät sehr zufrieden! Eine ausreichende Reichweite ist nach dem Einsatz der neuen Akkus vorhanden. Alle Funktionen laufen reibungslos.

 

Werde sicherlich dieses Jahr die 3.500 km Marke locker erreichen.

 

Euer Tourguide Dieter

 

Dieter im Regen  Dieter auf der Kieler Woche  Dieter mit Hund  Dieter und Event

nach oben